Quecksilber, und anderes
Nano- und Ultragifte
Vortrag von Dr. Mutter
http://www.youtube.com/watch?v=ORBJYWa8FVc
Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht
Frankfurt am Main
65 Js 17084.4/91 - Frankfurt, den 31.05.1996
VERFÜGUNG
Das Ermittlungsverfahren gegen
1. Gerd Schulte,
2. Dr. Manfred Müller,
3. Prof. Dr. Klaus Dermann,
wegen Körperverletzung im Zusammenhang mit der Herstellung und dem Vertrieb von Zahnfüllstoffen (insbesondere: Amalgam) wird gemäß § 153 a Strafprozeßordnung mit Zustimmung des Gerichts von der Erhebung der öffentlichen Klage vorläufig abgesehen, sofern binnen eines Monats
1. der Beschuldigte Schulte 100.000,00 DM an die Gerichtskasse (Konto PSA Ffm, 7017-600; BLZ 500 100 60),
2. der Beschuldigte Dr. Müller 100.000,00 DM an die Gerichtskasse,
3. der Beschuldigte Prof. Dr. Dermann 50.000,00 DM an die städtische Galerie Liebighaus in Frankfurt am Main (Konto Postbank Ffm 2 - 609; BLZ 500 100 60) und 50.000,00 DM an den Verein der Freunde des Museums für moderne Kunst in Frankfurt am Main (Konto Schröder, Münchmeyer, Hengst und Co Ffm, 62 649 900, BLZ 502 200 85) zahlen.
Gründe:
Grundlage des Verfahrens sind die Strafanzeigen von circa 1500 Privatpersonen. Die Anzeigeerstatter machen geltend, durch Zahnfüllstoffe, insbesondere Amalgam, wie sie auch von der Firma Degussa hergestellt werden, in ihrer Gesundheit geschädigt worden zu sein. Bei den drei Beschuldigten handelt es sich um Mitarbeiter der Firma Degussa, die an verantwortlicher Stelle im Zahnfüllstoffbereich tätig sind.Nach den durchgeführten Ermittlungen steht fest, daß Zahnamalgam auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch generell geeignet ist, in einer relevanten Anzahl von Fällen die Gesundheit von Amalgamträgern zu schädigen (sogenannte generelle Kausalität).Zunächst ist davon auszugehen, daß die Amalgambestandteile nicht in den Plomben fixiert sind, sondern als einzelne Schwermetalle, insbesondere Quecksilber, in den Körper gelangen. Dies geschieht teilweise über den Magen - Darmbereich nach verschlucken von kontaminiertem Speichel oder über die Atmung, zumal Quecksilber aus den Plomben in die Mundluft diffundiert. Weitere Aufnahmewege sind denkbar.
Ein Teil der Schwermetalle wird wieder ausgeschieden, ein anderer in bestimmten, sogenannten Zielorganen, wie vor allem Niere, Leber und Hirn, gespeichert. Das dort fixierte Quecksilber läßt sich teilweise über Gelatbildner wieder mobilisieren oder bleibt bei einer Halbwertzeit von zwanzig Jahren praktisch dort gebunden (Hirn).
Diese grundsätzlichen Fakten sind heute im wesentlichen unstreitig und zum Teil seit den 30er Jahren bekannt.Ebenso unstreitig ist, daß es sich bei Quecksilber um ein toxisches Schwermetall handelt. Im Vordergrund des medizinischen Interesses muß dabei die inhalative Aufnahme stehen, zumal Gifte, die, über die Atmung aufgenommen werden, unmittelbar, d.h. ohne zunächst einer vorläufigen Entgiftung zugeführt zu werden, ins Hirn gelangen.
Die Frage, welche Mengen an Quecksilber sich aus Plomben lösen können und wie hoch der Anteil des kurzfristig wieder ausgeschiedenen, bzw. des gespeicherten Quecksilbers ist, spielt im vorliegenden Verfahren keine entscheidende Rolle, zumal nicht geklärt ist, ob es eine unbedenkliche Aufnahmemenge gibt, bzw. ob es Quecksilbermengen gib, die von niemanden mehr vertragen werden. Erwähnenswert ist allerdings in diesem Zusammenhang, daß das Quecksilber - Mundluftkonzentrationen (für die Entwicklung einer entsprechenden, leicht anwendbaren Meßmethode wurde kürzlich die baden-württembergische Schülerin Sandra Zenk im Rahmen des Wettbewerbs "Jugend forscht" ausgezeichnet), die im Schnitt bei fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen, in etwa den Pentachlorphenol-Konzentrationen entsprechen, die in mit Holzschutzmitteln behandelten Räumen gemessen werden.
Im Rahmen des vorliegenden Verfahrens mußte nun die Frage beantwortet werden, ob die Aufnahme von Quecksilber aus Plomben grundsätzlich gefahrengeneigt ist, oder ob sie, wie dies der überwältigende Teil der Schulmedizin heute noch behauptet, auch bei ungünstigstem Ablauf völlig unbedenklich ist.
Die Klärung dieser Frage - das haben die Ermittlungen gezeigt - ist auch deswegen schwierig, weil es eine toxikologische "Zauberformel" in diesem Zusammenhang nicht gibt und es sich bei den geltend gemachten Beschwerden um sogenannte Allgemeinbeschwerden handelt, welche häufig vorkommen und über unterschiedlichste Ursachen auslösbar sind. Ob eine Auswertung der toxikologischen Literatur zum Thema Amalgam die Frage der generellen Kausalität schon ausreichend beantwortet, kann dahinstehen. Allerdings bleibt festzuhalten, daß sich - wie das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene Gutachten der Universität Kiel in eindrucksvoller Weise gezeigt hat - unter den mehr als 10.000 einschlägigen Abhandlungen sich eine Vielzahl von Arbeiten befindet, die teilweise sehr konkret die Gefährlichkeit von Amalgam beschreiben bzw. vor dessen Verwendung warnen. Amalgam - soviel steht nach den Recherchen der Gutachter fest, - war zu keinem Zeitpunkt toxikologisch unbedenklich. Im Gegenteil: Es gab viele Belege für seine Schädlichkeit. Das ist in der allgemeinen Amalgam-Diskussion regelmäßig unerwähnt geblieben.
Über den
Einfluß von Amalgamfüllungen auf
das weibliche Hormonsystem.
86 Patientinnen
der Hormon- undSterilitätssprechstunde der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg mit hormonellen Störungen (Hyperprolaktinämie, Hyperandrogenämie,
Schilddrüsenstörungen), Zyklusstörungen oder wieder-holten Aborten wurden neben der üblichen endokrino-logischen Diagnostik auch zahnärztlich untersucht. Es
wurden FSH, LH, Prolaktin, Östradiol, DHEA-S, Testosteron, TSH, Cortisol, 17-OH-Progesteron, 17-OH-Pregnenolon, 21-Desoxycortisol, DHEA, Androstendion
und DHT in der frühen Follikelphase sowie Progesteron, Östradiol und Prolaktin in der Lutealphase im Nüchternblut bestimmt. Die Anzahl und der Zustand von Amalgamfül-lungen, vorhandene
Dentallegierungen sowie orale Symptome und Beschwerden wurden in einem Zahnstatus erfasst. Ruhespeichel (Sp1) sowie Spontanurin (U1) wurden auf Quecksilber (Hg), Silber (Ag), Kupfer (Cu), Zinn (Sn),
Gold (Au), Palladium (Pd), Platin (Pt), Kobalt (Co), Molybdän (Mo), Gallium (Ga), Indium (In) und Thallium untersucht. Quecksilber wurde auch im
Kauspeichel (HgSp2) sowie Quecksilber und Zinn im Urin nach intravenöser Gabe von 250 mg DMPS(Dimercaptopropan-1-sulfonsäure) bestimmt und die Beziehungen der Me-talle zu den Hormonen überprüft. Unsere Untersuchung bestätigt, dass Personen mit Amalgam einen höheren (>10-fach) Quecksilber-Gehalt im Speichel aufweisen als
amalgamfreie Personen und
intensives Kauen die bereits unter Ruhebedingungen kontinuierlich stattfindende Quecksilber-Freisetzung erhöht. Mit dem Spontanurin schied lediglich ein Drittel aller Frauen Queck-silber aus. Nach
DMPS-Gabe hingegen konnte in allen Urinproben Quecksilber nachgewiesen werden. Durch DMPS konnte die Ausscheidung von Quecksilber um den Faktor 64 sowie von Zinn um den Faktor 8 gesteigert werden,
was für eine Anreicherung beider Metalle im Organismus spricht. Quecksilber, Silber und Zinn im Speichel sowie Quecksilber im Urin nach DMPS
korrelierten signifikant positiv mit der Anzahl bzw. Größe der Amalgamfüllungen. Zwischen der spontanen Quecksilber-Ausscheidung und der Amalgamflächen- bzw. Amalgamfüllungszahl bestanden keine
signifikanten Zusammenhänge. Somit erwies sich die Quecksilber- bestimmung im Urin ohne DMPS für eine Abschätzung amalgambedingter Quecksilber-Belastungen als ungeeig-net. Es gab Hinweise darauf,
dass zwischen der renalen Ausscheidung von Quecksilber und Zinn kompetitive Interaktionen - möglicherweise als Folge unterschiedlich
starker Bin-dungsfestigkeiten der entstandenen Metall-DMPS-Komplexe - bestehen. Während Zinn im Ruhe- speichel und Spontanurin mit der Amalgamflächenzahl
anstieg, nahm die Zinn-Ausscheidung nach DMPS mit steigender Amalgamflächenzahl und zunehmendem Quecksilber-Gehalt im Ruhespeichel signifikant ab. Zusätzlichzum Amalgam vorhandene Dentallegierungen hatten keine Effekte auf den Quecksilber-Gehalt des Speichels
(vor und während des Kauens), was gegen die
Existenz eines oralen galvanischen Elements spricht. Die Anzahl der Amalgamflächen erwies sich als entscheidende Größe für den Quecksilber-Gehalt in Speichel und Urin nach DMPS. Die engste
Korrelation bestand zwischen
Quecksilber im Ruhespeichel und der Anzahl der Amalgamflächen. Somit scheint die Quecksilber-Freisetzung aus Amalgamfüllungen unter Ruhe-bedingungen eine größere Rolle als bisher angenommen
zu haben. Wie unsere Untersuchung zeigt, können bei Personen mit Dentallegierungen nachweisbare Mengen verschiedener Metalle in Speichel und Urin gefunden werden. Jedoch allein das Vorhandensein von
Gold- oder Dentallegierungen lässt keine Rückschlüsse auf die Menge der freigesetzten Metallionen zu. Mit zunehmender Amalgamfüllungszahl und bei Frauen mit Goldlegierungen und zusätzlichen
Amalgamfüllungen war Gold im Speichel signifikant seltener nachweisbar als bei Frauen, die ausschließlich Dentallegierungen hatten (p<0,05). Somit scheint die Metall-Freisetzung aus
Dentallegierungen keine Folge von oralem Galvanismus bei Bi- oder Mehrmetallsituation sondern die Folge von Korrosions- vorgängen innerhalb von Amalgamfüllungen bzw. Dental-legierungen zu sein.
Auch bei Amalgam-Trägerinnen ohne weitere Dentallegierungen wurde Gold im Speichel gefunden, was für eine von zahnärztlichen Restaurationen unabhängige Metall-Aufnahme
spricht. Die unstimulierte Metall-Ausscheidung erwies sich für die Beurteilung einer Metall-Belastung durch Dentallegierungen als ungeeignet. Möglicherweise können die Gabe geeigneter
Komplex- bildner und zusätzliche Metallbestimmungen in den Faeces genaueren Aufschluss über die Resorptions- und Ausscheidungsrate der mit dem Speichel verschluckten
Metallionen geben. Es gab deutliche Hinweise auf eine Verbindung zwischen oralen Symptomen (Metall- Geschmack, Mundtrockenheit, Zahnfleischbluten,
Zahnfleischentzündungen, Herpes) und erhöhten Metall-Freisetzungen aus Amalgamfüllungen und Dental-legierungen (Quecksilber, Gold, Molybdän). Der Quecksilber-Gehalt im Kauspeichel war bei Frauen mit
Metallgeschmack, Mundtrockenheit oder Zahnfleischbluten doppelt so hoch wie bei beschwerdefreien Frauen (p<0,05). Gerade bei rein subjektiven Symptomen wie Metallgeschmack (23% unserer
Probandinnen) könnten Metall-Bestimmungen im Speichel zukünftig erste wichtige
Hinweise auf metallinduzierte Beschwerden geben. Unsere Ergebnisse weisen auf mögliche Einflüsse von Amalgam- füllungen auf das weibliche Endokrinium hin (niedriges
LH bei Amalgamträgerinnen, signifikante Zunahme von Hyperprolaktinämien und Zyklusstörungen mit steigender Füllungszahl). Die Wahrschein-lichkeit für das Auftreten von Hyperprolaktinämien stieg auch
mit dem Quecksilber- Gehalt des Ruhe- und des Kauspeichels (p<0,05) signifikant an. Auffallend war die gleichgerichtete, ungünstige Wirkung von Amalgam und seinen Bestandteilen auf das Corpus
luteum (Abnahme des Progesterons mit steigender Amalgamzahl, zunehmendem Zinn im Spontanurin, steigendem Silber- und Kupfer-Gehalt im Speichel). Mit steigendem Silber- und Kupfer-Speichel-Gehalt
sowie zunehmender Zinn-Ausscheidung (p<0,05) konnten auch signifikant häufiger Hyperan-drogenämien festgestellt werden. Es bestanden signifikante Zusammenhängezwischen der Zinn-Ausscheidung nach
DMPS und zahlreichen NNR-Steroiden
(Cortisol, DHEA, Androstendion, 17-OH-Progesteron) bzw. Androgenen (Testosteron, DHEA-S). Die signifikant unterschiedlichen LH- und Prolaktin-Spiegel (p<0,05)
der Frauen in vier Dentalmetall-Gruppen (kein Amalgam, nur Amalgam, Amalgam mit zusätzlicher Goldlegierung, Amalgam mit anderen Dentallegierungen) weisen auf
mögliche Zusammenhänge zwischen Dentallegierungen und dem weiblichen Endokrinium hin. Die zahlreichen signi-fikanten Beziehungen der einzelnen Metalle mit verschiedenen Hormonen unterstützen diese
Annahme: Gold im Speichel mit 17-OH-Progesteron, Palladium im Speichel mit LH, Prolaktin, DHEA, Gallium im Speichel mit FSH, LH, Gallium im Urin mit Östradiol, Kobalt im Speichel mit FSH,
Testosteron, TSH, Prolaktin, Kobalt im Urin mit Testosteron, Desoxycortisol, Molybdän im Speichel mit LH, Molybdän im Urin mit Östradiol. Das Auftreten von Hormonstörungen und Aborten konnte
unterschiedlich häufig in den Dentalmetall- und Metall-Speichel- bzw. Metall-Urin-Gruppen beobachtet
werden: Hyperandrogenämien in den Kobalt-Urin-Gruppen (p<0,05), Schilddrüsenstörungen in den Dentalmetall-Gruppen (p<0,005), Aborte in den Molybdän-Speichel-Gruppen (p<0,05).
Schlussfolgerung: Auf der Basis dieser
Ergebnisse erscheinen Folgeuntersuchungen, die Aufschluss über die Metall-Freisetzung aus Dentallegierungen und mögliche lokale oder systemische
Wechselwirkungen geben, unter klinischen Bedingungen notwendig. Da mehr als 20% der Frauen unseresKollektivs an oralen, rein subjektiven Beschwerden litten und
diese Frauen signifikant mehr Quecksilber im Speichel aufwiesen als beschwerdefreie Frauen, sollte bei Symptomen wie Metallgeschmack oder Mundtrockenheit nicht länger von einer erhöhten Sensibilität
Einzelner sondern metallbedingten Beschwerden ausgegangen werden. Metall-Bestimungen im Speichel von Betroffenen könnten zukünftig zur Objektivierung erste Anhaltspunkte für
mögliche Ursachen geben. Eine konsequente Dokumen- tation der bei Patienten eingegliederten Dentalwerkstoffe in einem “Zahnpass” könnte dabei die Diagnostik erleichtern und unnötige
Mehr-Metallsituationen verhindern. Die
Vielzahl der Untersuchungen, die wir zwischen den Hormonen und Metallen durchgeführt haben, schränkt die klinische Bedeutung signifikanter Ergebnisse erheblich ein. Es handelt sich jedoch um die
erste Untersuchung überhaupt, die Hormonspiegel im peripheren Blut bei lebenden Frauen mit unterschiedlichen Metall-Konzentrationen in Speichel und Urin misst. Es deuten sich Zusammenhänge an, die in
weiteren Untersuchungen überprüft werden sollten. Besondere Berücksichtigung verdient dabei der immer wiederkehrende gleichgerichtete
Zusammenhang zwischen Zinn und den NNR-Steroiden bzw. Androgenen sowie zwischen verschiedenen Amalgambestandteilen und der Luteal-Zyklus-Funktion (Progesteron
Autorin:
Claudia Ganzer Dr. med. dent.
Über den Einfluss von Amalgamfüllungen und
Dentallegierungen auf
das weibliche Endokrinium
Geboren am: 07.08.1967 Reifeprüfung: Juni 1986 Studiengang:
Fachrichtung
Zahnmedizin vom 01.09.1987 bis 10.09.1992 Physikum: Juli 1989 an der
Humboldt-Universität Berlin (Charité) Staatsexamen: 10.09.1992 an der
Humboldt-Universität Berlin (Charité)
Promotionsfach: Frauenheilkunde Doktormutter: Frau Prof. Dr.
med.
Ingrid Gerhard